Stau-Stadt Salzburg:
Verkehrsberuhigung muss mit Öffi-Initiative einhergehen
- Verkehrsprobleme der Stadt kommen aus der Region
- Stadt und Land müssen gemeinsame Ziele und Maßnahmen vereinbaren
- London und Wien können mit kompakten Lösungen punkten
- Auch der Verkehrsreferent des Landes, Wilfried Haslauer, hat großen Handlungsbedarf
Die bisher bekanntgewordenen Lösungen für eine Verkehrsberuhigung der Innenstadt lassen vermuten, dass dabei nicht eine generelle Reduktion des Autoverkehrs in der Stadt Salzburg geplant ist. Statements der Stadtpolitiker deuten eher darauf hin, dass der Autoverkehr nur verlagert werden soll, was zu Konflikten mit Stadtteilbewohner im Nonntal, Maxglan, Lehen führen würde.
Nach Meinung der Verkehrsplattform muss es vor Festsetzung verkehrsberuhigender Maßnahmen auch einen Maßnahmenplan geben, wie der Autoverkehr in der Stadt insgesamt reduziert werden soll. Einerseits muss den Pendlern das Umsteigen auf Öffis schmackhaft gemacht werden, andererseits müssen gleichzeitig Maßnahmen ergriffen werden, und zwar mit dem Signal: „Das Boot – die Stadt ist voll!“
Wirksame Begleit-Maßnahmen sind:
• Günstigere Tickets für Bahn und Bus – eine Jahresnetzkarte analog der Wiener Jahreskarte um 365,00 Euro
• Taktverdichtung der städtischen und regionalen Buslinien auch an den Tagesrandzeiten
• Vorrang der Obusse / Busse mittels durchgehender Busspuren
• Ticketautomaten an den Haltestellen statt des zeitraubendes Kassierens durch Buslenker
• Erhöhung der Parkgebühren auf Öffi-Niveau, d. h. 2,30 Euro/h statt 1,30.
• Rücknahme der Gratis-Firmenparkplätze
• Steuerfreie Jobtickets für Bedienstete von Ämtern und Behörden statt kostengünstiger Parkplätze
• P & R-Plätze an S-Bahn und Lokalbahn Haltestellen,
• Obus in die Region (Grödig,Eugendorf, Freilassing) etc.
• S2 Salzburg – Straßwalchen im Halbstundentakt
Ken Livingstone, ehemaliger Bürgermeister von London, hat dieser Tage bei einer VCÖ-Veranstaltung in Wien eindrucksvoll eine Erfolgsbilanz der Londoner City-Maut vorlegen können: Die Zahl der Pkw-Fahrten ging um 40 % zurück, trotzdem sind die Umsätze der Geschäfte in der Mautzone viermal stärker gestiegen als im Landesdurchschnitt. Mittlerweile ist die Akzeptanz der Londoner auf 74 % gestiegen. Gleichzeitig gelang es, die Busflotte um 50 % zu erhöhen – finanziert durch Mauteinnahmen. Motor für die Einrichtung der City-Maut war die Londoner Wirtschaft!
Auch die Stadt Wien konnte binnen Jahresfrist nach Erhöhung der Parkgebühren, Ausweitung der Parkzonen an den Stadträndern und durch ein Jahresticket um 365,00 Euro Jahresticket mehr als 120.000 neue Öffi-Jahreskarten-Nutzer vermelden, über 70 % der Bevölkerung sind mit Öffis, Rad oder zu Fuß unterwegs – nur 27 % mit dem Auto. Salzburg dümpelt seit Jahren bei einem 16 % Öffi-Anteil und 48 % Autoverkehr – siehe Grafiken anbei.
Will Salzburg ähnlich erfolgreich sein, dann müssen sich Stadt und Land zu einer gemeinsamen Strategie durchringen.. Die Verkehrsprobleme der Stadt stammen aus der Region, und daher sind hauptsächlich die Pendlerströme aus den Umlandgemeinden auf Öffis umzuleiten sind. Kurzfristige Möglichkeiten bei den Regionalbussen gäbe es genug:
- Postlinie 150 Salzburg – Bad Ischl auf einen Halbstundentakt verdichten
- Busbeschleunigung der Postbuslinie 120 Mattsee – Obertrum – Salzburg
- Fahrplan für Regionalbusse aus der Region bis 24.00 Uhr
Auch der Verkehrsreferent des Landes, LHStv. Wilfried Haslauer, hat dabei großen Handlungsbedarf.
Für die Salzburger Verkehrsplattform:
Peter Haibach