Barrierefrei unterwegs im Öffentlichen Verkehr
Die Stadt Salzburg hat großen Handlungsbedarf
• Politprojekt der Wiener Linien „Haltestelle der Zukunft“ als Vorreiter
• Bussteige entsprechen großteils nicht den Anforderungen und gesetzlichen Vorgaben
• Lehrgang schafft Problembewusstsein
• Teilnahme der zuständigen Verkehrsplaner und Beamten zielführend
Vergangenen Freitag stellte Roland Krpata, Beauftragter der Wiener Linien für Barrierefreiheit, das Forschungsprojekt der „Haltestelle der Zukunft“ vor, das in Kooperation mit der Technischen Universität durchgeführt wird.
Dabei kommt es zu einer Evaluierung der U-Bahn, Bus- und Straßenbahn-Haltestellen in Wien mit dem Anspruch, daraus eine „Haltestelle der Zukunft“ zu entwickeln, Krpata machte deutlich, dass viele Haltestellen weder dem Anspruch von Fahrgästen ohne Behinderung noch Menschen mit Bewegungseinschränkungen entsprechen. Es wird immenser Anstrengungen bedürfen, dem Anspruch auf Barrierefreiheit gerecht zu werden. Dabei geht es nicht nur um budgetäre Anstrengungen, sondern auch darum dem fehlenden Problem-Bewusstsein vieler Verkehrsplaner, aber auch politischer Entscheidungsträger entgegenzutreten. Das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz schreibt die Barrierefreiheit erst ab 2018 vor.
Die Zahl von bewegungseingeschränkter Menschen ist aufgrund der Alterspyramide im Steigen, auch die Zahl der Rollator-Nutzer/-innen nimmt beträchtlich zu. Die Wiener Linien nehmen für sich in Anspruch, in der Barrierefreiheit Vorreiter zu sein. Ein anderer Trend ist, dass Familien mit Kinderwagen verstärkt U-Bahn, Bus und Straßenbahnen nutzen.
Es wäre höchst an der Zeit, dass Landesregierung und Gemeinderat der Stadt Salzburg das nötige Problembewusstsein entwickeln, in Salzburg einen ähnlichen Weg zu beschreiten. Bei einer Analyse der Haltestellen-Situationen müssten die Alarmglocken läuten. Die Obus-Haltestellen vor dem Salzburger Hauptbahnhof entsprechen aufgrund ihrer starken Fahrgast-Frequenz seit ihrem Bestehen keinesfalls den Bedürfnissen. Tagtäglich kommt es zu gefährlichen Situation an den Bussteigen, beim Wechseln der Busleisten, wenn die Fahrgastströmen, die vom Hauptbahnhof zu den Bussteigen wechseln.
Ein Streifzug vom Bahnhof bis zum Hanuschplatz zeigt die Misere der Stadt Salzburg auf. Während sich Öffi-Fahrgäste, Fußgänger und Radfahrer einen begrenzten Raum teilen müssen, verfügt der Autoverkehr über ausreichend Platz. Hier wird es eines Kraftaktes bedürfen, den öffentlichen Raum gerechter aufzuteilen – auch aus Gründen der Barrierefreiheit.
Ende Juni findet in Wien ein zweitägiger Lehrgang für Praktiker/-innen statt, insebesondere für die Zielgruppe der Verkehrsplaner und Baureferenten auf Gemeinde-, städtischer und Landesebene, Personenverkehrsbetreiber, sowie alle Interessierte.. Ziel des Lehrganges ist es, für barrierefreies Planen im öffentlichen Raum mit dem Schwerpunkt auf dem öffentlichen Nah- und Personenverkehr zu sensibilisieren. Eine Teilnahme der Verkehrsplaner aus Stadt und Land wäre zielführend. Mehr unter: www.ivv.tuwien.ac.at/lehre/lehrgang-barrierefrei-im-oeffentlichen-raum.html
Für die Verkehrsplattform:
Peter Haibach